Oktober 31, 2022

Rezension zu „Digital Junkies“ von Bert te Wildt

Aufklärendes, wachrüttelndes Buch über die negativen Begleiterscheinungen des Internets und ihr Gefährdungspotenzial für Kinder und Jugendliche – eine Rezension von Dipl.-Psych. Thomas Haudel

Das bei Droemer 2015 erschienene Taschenbuch ist nach „Medialisation“ (Göttingen 2012) bereits das zweite Buch des Ärztlichen Psychotherapeuten Bert te Wildt, welches die Gefahren des Internets und von Computerspielen für Heranwachsende zum Inhalt hat. Als ein im besten Sinne populärwissenschaftliches Buch verdeutlicht es in einer allgemeinverständlichen Sprache, wohin die exzessive Nutzung der modernen elektronischen Medien führen kann, wenn Eltern ihre Kinder bei der Nutzung derselben nicht anleiten und begrenzen.

Auswirkungen exzessiver Mediennutzung

Auf Grund seiner beruflichen Erfahrungen mit jungen Menschen, die von diesen Medien psychisch krank geworden sind und seinen theoretischen Kenntnissen zu diesem Thema, kann Bert te Wildt anschaulich beschreiben, zu welch enormen seelischen Deformationen exzessive Mediennutzung bei jungen Menschen führen kann. Er berichtet sogar von Todesfällen, die es in Korea und den USA deswegen gegeben hat. Der Autor verweist auch auf den großen gesellschaftlichen Schaden, der entsteht, wenn die in vielen Berufen dringend benötigte Intelligenz junger Menschen von abhängig machenden Spielen und Internetseiten derartig absorbiert wird, dass sie der schulischen und beruflichen Entwicklung der Heranwachsenden verlorengeht.

Vorschläge für Präventionsmaßnahmen

Wie man dem entgegensteuern kann, dazu macht der Autor im Kapitel „Prävention“ konkrete Vorschläge, was die Politik tun könnte, um den Medienmissbrauch zu begrenzen. Ganz im Sinne unseres Vereinsanliegens schlägt er z.B. vor, Suchtkriterien bei der Altersfreigabeeinstufung durch die USK zu berücksichtigen und ein Gütesigel für unbedenkliche Internetanwendungen bzw. Computerspiele  zu schaffen. Das Kapitel „Achtsamkeit in der Mediennutzung“ regt den Leser dazu an sein eigenes Mediennutzungsverhalten kritisch zu hinterfragen.

 Interessant fand ich auch die Reflektionen von Bert te Wildt über die philosophische und politische Dimension des neuen Kommunikationsmediums Internet. Nach einer anfänglichen Euphorie hinsichtlich eines erwarteten Beitrags zur Demokratierung von Gesellschaften, resümiert er, dass dieser Effekt nur partiell eingetreten ist, parallel dazu aber auch destruktive gesellschaftliche Kräfte das Medium für sich entdeckt haben. Auf Grund der Schnelligkeit des Netzes, verführt es zu emotional aufgeladenen, nicht genügend durchdachten Äußerungen, die z.B. Phänomene wie einen Shitstorm auslösen können.

Summa Summarum halte ich das Buch für einen unverzichtbaren Beitrag in der gegenwärtigen Diskussion zur Medienbildung an Schulen. Es enthält die Aufforderung  an Eltern, Pädagogen und Politiker sich stärker mit den jugendgefährdenden, krankmachenden Aspekten von Internet und Computerspielen zu beschäftigen. Das Buch sei allen Eltern, Pädagog*innen und Politiker*innen zur Lektüre empfohlen.

1.Vorstandsvorsitzender Thomas Haudel

Link zum Buch

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